Wie: im Auto (Hüttenbesuche zu Fuß).
Empfohlene Dauer: zwei Tage.
Beste Reisezeit: das ganze Jahr über (im Sommer können die Almen besucht werden).
Länge: etwa 11 km.
Tour zum Kennenlernen der Weine und gastronomischen Besonderheiten und zum Entdecken bäuerlicher Traditionen sowie ländlicher Architektur.
Ausgangspunkt ist Arvier, wo der berühmte Rotwein des Gebiets um den Gran Paradiso, Enfer d’Arvier, hergestellt wird, der 1972 als einer der ersten Weine die Ursprungsbezeichnung Denominazione di Origine Controllata erhielt.
Das Gebiet wird von Weingärten dominiert, und hierbei vor allem an der orografisch linken Seite des Flusses Dora, die sich traditionell für den Weinbau eignet. Die Beschaffenheit des Tals bietet natürliche Voraussetzungen, die den Weinstöcken ideale Bedingungen mit ständiger Sonneneinstrahlung sichern, was zu dem Beinamen “Inferno“ (Hölle) geführt hat.
Gegen Voranmeldung kann die Weinkellerei der Genossenschaft Coopérative de l'Enfer besichtigt werden, auf Wunsch können dabei auch Verkostungen durchgeführt werden.
107 Genossenschaftsmitglieder erzeugen jährlich insgesamt etwa 50 000 Flaschen, die zu 85 % mit der Rebsorte Petit Rouge und zusätzlich mit anderen fünf typischen vorschriftsmäßigen Rebsorten hergestellt werden.
Mit dem Eintritt neuer Mitglieder aus Avise wurde mit der Produktion des sortenreinen Weins Soleil Couchant begonnen, der aus der Rebsorte Pinot Gris hergestellt wird. Mit Trauben der autochthonen Sorte Mayolet mit roten Beeren aus demselben Anbaugebiet wurde im Jahr 2006 die Produktion des sortenreinen Vin des Seigneurs begonnen.
Falls Sie die Tour Ende Juni unternehmen, fahren Sie doch bis Avise und erleben Sie das Fest Sagra della Fiocca (“Fiocca” = Schlagsahne) mit. Es fand erstmals im Jahr 1972 statt und wird im Dorf Baulin in etwa 1 800 Meter Seehöhe am Beginn des Valgrisenche gefeiert.
Die “Fiocca” wird mit Hilfe der so genannten “Fouets”, Schneebesen aus Weiden, von Hand in einer Grotte geschlagen, wo sich das Eis auch den Sommer über hält.
Nach dem traditionellen Laufwettbewerb und dem Mittagessen mit lokalen Spezialitäten besteht der Höhepunkt der Veranstaltung in der kostenlosen Verteilung der “Fiocca”.
Ebenfalls in der Gemeinde Avise, und zwar bei der Siedlung Runaz, wird jeweils am letzten Sonntag im Oktober das traditionelle Kastanienfest Castagnata gefeiert. Die Kastanie spielte eine wichtige Rolle in der Ernährung und im ländlichen Wirtschaftssystem des Aostatals. Im Rahmen des Fests bei fröhlicher und herzlicher Stimmung gibt es kostenlose gebratene Maronen.
Ein Stück weiter im Valgrisenche kann man gegen Voranmeldung von April bis Oktober das Käselager der Genossenschaft für Milch- und Fontinaerzeugung besuchen. Das höchst gelegene Lager der Genossenschaft (1 700 m) ist in einem ehemaligen, in den Fels geschlagenen Pulvermagazin gleich hinter dem Fort von Valgrisenche aus dem 18. Jahrhundert untergebracht. Mit äußerst geringen Temperaturschwankungen (die Temperatur liegt ganzjährig bei etwa 8°C) und einer konstanten Luftfeuchtigkeit von 98 % liegen hier ideale Bedingungen für die Reifung des Fontina DOP vor.
Ein weiteres traditionelles Erzeugnis des Valgrisenche ist der so genannte Drap, ein grober Stoff aus Schafwolle, der auf alten Webstühlen aus Ahornholz hergestellt wird. Seit Menschengedenken haben die Bewohner des Tals gewebt, und dabei vor allem die Männer, die besser mit den groben Webstühlen umgehen konnten.
Die Tradition der Herstellung des Drap lebt dank der wertvollen Bemühungen der Genossenschaft Les Tisserands, deren Atelier man besuchen kann, bis heute fort. Gegen Voranmeldung können Gruppen auch die Ausstellung über die Geschichte des Drap-Gewebes besichtigen.
Verbringen Sie eine Nacht in einer der Unterkünfte des Valgrisenche und genießen Sie zum Abendessen die regionalen Spezialitäten des Aostatals.
Trekkingfreunde gelangen auf einer etwa 2-stündigen Wanderung hinauf auf 2 284 m zur Hütte Rifugio Mario Bezzi, die aufgrund ihrer guten und gepflegten Küche die Qualitätsauszeichnung “Saveurs du Val d’Aoste” erhalten hat. Auf der Hütte gibt es auch Übernachtungsmöglichkeiten.
Eine weitere Unterkunft mit der Qualitätsauszeichnung Saveurs du Val d’Aoste liegt im kleinen Dorf Gerbelle fünf Gehminuten von Valgrisenche entfernt. Das Maison Bovard ist in einem typischen alten Haus aus Holz und Stein untergebracht. Geboten werden Zimmer mit Frühstück (Erzeugnisse aus dem Aostatal).
Zurück im Zentraltal geht es dann weiter nach Introd, wo Feinschmecker und Ethnografie-Interessierte die Dauerausstellung zur traditionellen Ernährung im Aostatal und der Weiterentwicklung der Techniken zur Haltbarmachung über die Jahrhunderte besuchen können.
In den bergigen Gebieten, wo die Erde viele Monate ruht und nicht das ganze Jahr über bebaut werden kann, hat die Bevölkerung Konservierungsmethoden für Nahrungsmittel erfinden müssen, um sich von einer Ernte zur nächsten ernähren zu können. Dabei wurden unterschiedliche physikalische und chemische Prinzipien genutzt: Kälte, Einsalzen, Trocknen, Räuchern oder Aufbewahrung in luftleeren Räumen ohne Licht.
Die Ausstellung ist in der Maison Bruil untergebracht, einem der bemerkenswertesten Beispiele ländlicher Architektur um den Gran Paradiso. Es handelt sich um ein Landhaus mit mehreren Funktionen: Alle für Mensch und Tier erforderlichen Räume befanden sich unter einem Dach.
Die Besichtigung erstreckt sich über drei Ebenen und die verschiedenen traditionellen Räume des landwirtschaftlichen Gebäudes, das im Zuge einer Restaurierung wieder in seinen Orginalzustand gebracht wurde. Besucher bekommen unter anderem die so genannte “Crotta” (natürlicher Eiskasten), den “Crotteun” (Trockenraum) und den “Peillo” (Dachboden) zu sehen und erfahren mehr über die traditionelle Architektur.
In der Maison Bruil gibt es auch einen eigenen Bereich mit lokalen Produkten: l’Atelier du Goût (das “Geschmacksatelier”). Hier können Sie die Region anhand der Erzeugnisse des Herstellerzusammenschlusses Espace Grand Paradis kulinarisch entdecken. Im Atelier werden Präsentationen landwirtschaftlicher Produkte mit persönlicher Beteiligung der Erzeuger abgehalten.
Ebenfalls in Introd befindet sich der Weinbaubetrieb Lo Triolet, wo die Familie Martin nicht nur eine Weinkellerei, sondern auch einen kleinen Agrotourismus-Betrieb führt. Die beiden Appartements für 4 und 5 Personen sind in einem alten Gebäude aus dem Jahr 1656 untergebracht.
Der Pinot Gris hat sich als Rebsorte herauskristallisiert, die sich besonders gut für das Mikroklima des Anbaugebiets von Introd in 800 m Höhe eignet. Das Ergebnis ist ein sehr aromatischer und körperreicher Wein, der auch im Barrique-Ausbau optimale Resultate erzielt.
In der Gegend zwischen Villeneuve und Saint-Pierre sind weitere private Weinbaubetriebe tätig, die gegen Voranmeldung besucht werden können.
Von den günstigen Bedingungen für den Weinbau dieses Gebiets kann man sich Mitte August in Villeneuve im Rahmen des Fests Fiha di Barmé überzeugen. Ab dem frühen Nachmittag finden in den Weinkellern des Dorfs Verkostungen mit verschiedenen Erzeugern aus dem Aostatal statt. Die Keller sind ganz speziell und sehr unterschiedlich voneinander gestaltet. Sie wurden in den Fels des Bergs Becca über Villeneuve gehauen und bieten eine konstante Temperatur von etwa 10 Grad, die sich ideal für die Lagerung von Wein und Käse eignet. Bis in die späte Nacht hinein wird in den Kellern und im Festzelt mit Abendessen und Musik gefeiert.
Trotz des blühenden Weinbaus bleibt die vorherrschende Frucht im Aostatal der Apfel. Größere Obstplantagen liegen im Gebiet von Saint-Pierre, Sarre und Villeneuve, wo die Sorten Renetta mit feinem und aromatischem Fruchtfleisch und runzeliger gelb-brauner Schale sowie Golden Delicious, ein saftiger, süßer und knackiger Apfel mit gelb-rosa Schale, angebaut werden.
Um sich ein paar der Köstlichkeiten auch mit nach Hause nehmen zu können, besteht in Saint-Pierre die Möglichkeit, die meisten Nahrungsmittel des Aostatals im Geschäft Pain de Coucou. Hier werden besonders kostbare und zum Großteil hausgemachte Produkte angeboten, wie etwa der Vallée d'Aoste Lard d'Arnad DOP, der Almkäse Fontina DOP, Ziegenkäse, Honig, Wein, Grappa, Äpfel und daraus hergestellte Spezialitäten wie Essig und Saft, außerdem Weizen- und Roggenbrot, Grissini, traditionelle Süßspeisen und viele andere Leckereien. Neben Lebensmitteln gibt es hier auch typisches Kunsthandwerk des Aostatals.