Die "Rascard"
Architektur - Champoluc/Ayas/AntagnodDie “Rascard” sind typische Bauten aus dem Val d’Ayas-Tal. Sie bestehen aus behauenen oder lediglich entrindeten Baumstämmen von Tannen, Lärchen und Kiefern, die an den Enden in einer Kerbe zusammengesteckt werden. In früheren Zeiten dienten sie ausschließlich der Lagerung und Konservierung des Getreides und wurden so gebaut und konzipiert, dass sie Schutz vor Feuchtigkeit und Nagetieren boten. Die Strategien, die zur Lösung dieser Probleme angewendet wurden, waren je nach Bauform unterschiedlich. Nach dem bekanntesten und meistverbreiteten Modell wird der „Rascard“ von einer Reihe von „Pilzen“, etwa 70 cm hohe Holzpfeiler, auf denen oft eine Scheibe aus “Losa” (platter Stein, der gewöhnlich für die Abdeckung von Dächern verwendet wurde) auflag, gestützt. In anderen Fällen, wie in der Ortschaften Extrepiéraz oder in Mascognaz, wurde die Ernte dadurch geschützt, indem man entlang des “Rascard” eine Reihe von Losa-Steinen zwischenlegt, die gegenüber dem Grundmauerwerk hervorspringen. Darunter wird eine Schicht aus feinem Verputz angelegt, die etwa 40 Zentimeter hoch ist.
Die „Rascards“, die mehreren Funktionen gleichzeitig dienten, sind dagegen Konstruktionen mit mindestens drei Stockwerken, von denen zwei das Fundament in Mauerwerk bilden. Im unteren Stockwerk waren der Stall und der Keller untergebracht, im mittleren Stock befand sich die eigentliche Wohnung, die aus “Majòn” und “Péillo”, zwei sehr unterschiedlichen Räumlichkeiten bestand, die vor allem im Sommer bewohnt wurden, da in der kalten Jahreszeit der Wärmeverlust durch das Aufsteigen der warmen Lust sehr hoch war, da der dritte Stock des “Rascard” praktisch frei schwebend über den “Pilzen” gebaut war. Um sich vor der Kälte zu schützen zog die Familie dann für gewöhnlich ins “Gabenet”, einen Raum im Bereich des Stalls, wo sich auf wenigen Quadratmetern die wichtigsten Wohnfunktionen konzentriert befanden. Der den Personen vorbehaltene Bereich befand sich im hellsten Teil, neben der Türe und nahe den Fenstern und war von dem für die Tiere bestimmten Bereich durch eine niedrige, mit Holz vertäfelte Wand getrennt. Diese Holzvertäfelungen wurden auch für die Verkleidung des Mauerwerks und des Fußbodens verwendet. Ein gusseiserner Ofen, auf dem man das Essen zubereitete, Wassereimer in einer Ecke, ein Platz sparender Klapptisch, eine Bank und eine Truhe, die gegen die Betten und an die Wand gelehnt waren, Öllampen und einige Ablagen bildeten die Einrichtung des “Gabenet”, wo die Menschen einige Monate im Jahr zubrachten und damit die Unannehmlichkeit des Zusammenlebens mit Tieren dem Erdulden tiefer Temperaturen den Vorzug gaben.
Es gibt noch herrliche Exemplare der „Rascard“ in den folgenden Dörfern: Frantse, Cunéaz, St. Jacques, Blanchard, Pilaz, Antagnod, Lignod, Mascognaz, Péio, Pra-Sec, Magnechoulaz und Mandrou in der Gemeinde Ayas; Extrepiéraz, Pasquier und Graines in der Gemeinde von Brusson; Isollaz in der Gemeinde Challand St. Victor.