Leben des heiligen Anselm von Aosta
Theologe, Philosoph und Doktor der Kirche, wird Anselm 1033 in Aosta geboren, wo er von seiner Mutter Ermemberga die erste religiöse Erziehung erhielt. Als er 20 Jahre alt war, starb seine Mutter und er brach sämtliche Kontakte zu seinem Vater Gondulfo ab (dieser wollte nicht, dass sein Sohn den religiösen Lebensweg einschlug). Er reiste nach Burgund und Frankreich, um Schulen zu besuchen, an denen die besten Meister gemäß der Tradition der clerici vagantes lehrten.
In der benediktinischen Abtei Le Bec in der Normandie, wählt er als Lehrer den Prior Lanfrank aus Pavia, und wird hier zuerst Mönch, dann Prior, danach Direktor der Mönchsschule und zuletzt Abt (1078). Vom gleichen Lanfrank nach England gerufen, organisiert er sein Mönchsleben neu und wird 1093 zum Erzbischof der weltberühmten Kathedrale zu Canterbury erwählt. Wegen häufiger Auseinandersetzungen mit den Königen Wilhelm II und Heinrich I in England, wurde er zweimal ins Exil nach Italien verbannt. Anselm starb 1109 in Canterbury, wurde 1494 heilig gesprochen und 1720 zum Doktor der Kirche ernannt.
Die Lehre des Anselm
Sankt Anselm vertrat den Standpunkt, dass die menschliche Vernunft bei weitem nicht im Gegensatz zum biblischen Glauben stand, sondern ein wichtiges Instrument für die theologische Spekulation war. Credo ut intelligam (ich glaube, damit ich erkennen kann) ) ist die wirkungsvolle Kurzformulierung, mit der Anselm sein Programm aufstellt.
Anselm ist nicht nur als Theologe bekannt, sondern auch als Philosoph (er wird auch der "Vater der Scholastik" genannt); hier vor allem wegen seiner Forschungen, entwickelt in der Schrift Proslogion, ein "unum argumentum" (einziges Argument) welches nur auf sich selbst gestellt ist um die Existenz und die Merkmale Gottes zu beweisen. Emmanuel Kant definierte diese Kundgebung "ontologischer Gottesbeweis", obgleich Anselm diesen Ausdruck niemals selbst benutzt hat.
St. Anselm im Aostatal: Die Orte der Erinnerung
Es gibt in Aosta und Umgebung einige Plätze und Einrichtungen die direkter Anselm gedenken.
- Haus Sankt Anselm (Aosta, Via S. Anselm n. 66): Ein Haus aus dem XVI. Jahrhundert in dem, gemäß einer nicht dokumentierten Überlieferung, der Heilige geboren sein soll.
- Die Festung La Bagne (Gressan): Eigentum der Adelsfamilie De Balnea, wird diese Festung (bekannt als der Torre di Sant’Anselm), gemäß des Historikers De Tillier, die Sommerresidenz der Familie von Sankt Anselm. Und dieses Haus, gemäß einer anderen Überlieferung, soll die Geburtsstätte des Heiligen sein.
- Sankt Anselm Denkmal (Via Xavier De Maistre, an der Seite des Seminars Maggiore): im Jahre 1909, anlässlich des 800sten Todestages, hat sich die Bevölkerung als Andenken für eine Statue entschieden, die vom Bildhauer A. Stagliano geschaffen wurde.
- Seminario S. Anselm (Via dei Cappuccini n. 2): konstruiert von Monsignor Giuseppe Augusto Duc, von 1889 bis 1891 Bischof von Aosta, auf den Mauern eines ehemaligen Kapuzinerklosters (1618 gegründet und 1802 von der französischen Regierung aufgehoben).
- Sankt Anselm Akademie. 1855 gegründet ist es das älteste und renommierteste Kulturinstitut im Aostatal.